Das war das 5. Symposium der DGPE

Am letzten Samstag, 23. September 2017, fand das 5. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Paläo-Ernährung in Giessen statt. Ein vielversprechendes Programm voller spannender Fachvorträge wartete auf mich – das konnte ich mir nicht entgehen lassen!

Das war das 5. Symposium der DGPE

Anreise und Tücken der Deutschen Bahn

Doch bevor es losgehen konnte am Samstag, musste ich erst noch zusehen, wie ich da hin komme. Schliesslich ist die Anreise aus der Schweiz meist etwas länger. Als Planungsfreak, der ich nunmal bin, buchte ich mein Zugticket nach Giessen schon einige Wochen im Voraus. Die Deutsche Bahn sagte Bauarbeiten bis Ende August voraus – da ich ja gegen Ende September erst unterwegs sein würde, dachte ich, dass bis dahin die Bauarbeiten sicherlich längst abgeschlossen wären. NICHT. Am Vorabend meiner Abreise stellte ich mit Schrecken fest, dass die Strecke, die ich nehmen wollte, noch immer unterbrochen war.

Daher ging ich am Freitag Morgen früh los, um am Schalter mein Ticket umbuchen zu lassen. Ich stellte mich schon auf mühsame Disskusionen ein; doch alles, was die Beamtin am Schalter tat, war mit einem Stempel die Bauarbeiten zu bestätigen, so dass ich eine andere Strecke nehmen konnte. Supi!

Lesestoff in der Bahn

In der Bahn hatte ich Gelegenheit, mich endlich einmal wieder Nicht-Fachbüchern zu widmen und las den neusten Teil der Harry Potter-Reihe. Eine Wohltat 🙂 Da ich das Buch aber relativ rasch verschlang, kam dann doch noch eine meiner neusten Errungenschaften zum Zug: Das neuste Buch von Ulrike Gonder – Essen! Nicht! Vergessen! Das Wochenende startete also schon einmal spannend 🙂

Kaffeekränzchen und erstes Kennenlernen

In Giessen wurde ich dann von meiner lieben Freundin und Kollegin Wibke May am Bahnhof abgeholt und wir fuhren zu unserer Wohnung, die wir über AirBnB gebucht hatten. Dort wartete Petra Mikaelson bereits mit Kaffee und einem mega leckeren LCHF-Käsekuchen auf uns. Was für eine Begrüssung! So macht Weiterbildung Spass 🙂

Nach unserem gemütlichen Kennenlernen und Kaffeetrinken in unserer Dreiergruppe ging es bald schon los zum gemeinsamen Abendessen mit einigen Mitgliedern, Speakern und Interessierten des Symposiums. Bei einer schmackhaften Schlachtplatte, Sauerkraut und Salat konnten wir die anderen Anwesenden kennen lernen und hatten lustige und interessante Gespräche.

Das Symposium

Nachdem wir uns zum Symposium eingetragen haben, begrüssten wir alte und neue Bekannte und bald darauf ging es um 09.00 Uhr bereits mit dem ersten Vortrag los. Wir erfuhren einiges über Justus von Liebig (das Symposium fand ja schliesslich in der Justus-Liebig-Universität statt).

Epigenetik und Ernährung

Daraufhin startete Klaus Steger, 1. Vorstand der DGPE, mit seinem Vortrag über Epigenetik und Ernährung die Vortragsreihe des Tages. Es ist erstaunlich, wie stark unsere Nahrung und unser Lebensstil im Allgemeinen unsere Gene regulieren kann! Am besten zeigen das Studien mit eineiigen Zwillingen, da sie die einzigen Menschen mit identischer Genetik sind.

Um zu verstehen, was Epigenetik überhaupt ist, brachte Klaus Steger einen wunderbaren Vergleich:

Stell dir vor, unsere Genetik ist die Hardware; zahlreiche Bildschirme in einer Reihe – dann ist die Epigenetik die Software. Die Genetik bestimmt einfach, welche Bildschirme grundsätzlich da sind. Und die Software entscheidet, welche Bildschirme an- und welche ausgeschaltet werden.

Unsere DNA ist dann das Buch unseres Lebens – wenn es offen ist, kann man es wunderbar lesen. Und die Methylgruppen sorgen für das Licht, damit die Seiten (wenn sie offen liegen) auch gelesen werden können.

Folgendes Video erklärt die Funktion der Epigenetik wunderbar:

Umwelteinflüsse, aber vor allem auch unsere Ernährung und unser Lebensstil sind also ausschlaggebend daran beteiligt, ob Gene aktiviert oder deaktiviert werden – und das können wir auch an unsere Nachfahren vererben.

Wie das mit der Vererbung funktionieren kann, zeigt dieses Beispiel von zwei Mäusen, die genetisch identisch und gleich alt sind: Beide Mäuse haben das Agouti-Gen, was, wenn es aktiviert ist, zu einer gelblichen Fellfarbe führt und mit zahlreichen Krankheiten zusammenhängt, unter anderem mit Übergewicht. Die Mütter der beiden wurden während der Schwangerschaft aber unterschiedlich gefüttert. Während die Mutter der linken Maus nur eine normale Mäuse-Ernährung erhielt, erhielt die Mutter der rechten Maus zusätzlich Cholin, Folsäure, Betain und Vitamin B12. Bei der linken Maus war das Gen nicht oder nur schwach methyliert, weshalb es aktiv war. Bei der rechten Maus war das Gen methyliert und wurde dadurch inaktiv gesetzt. Die Ernährung hat demzufolge einen sehr grossen Einfluss darauf, welche Gene aktiviert werden und welche nicht!

Spannend waren auch die Ergebnisse aus der Overkalix-Studie:

303 Probanden wurden beobachtet, die 1980, 1905 und 1920 geboren waren und 1.818 Kinder und Enkel zeugten. Es wurde untersucht, welchen Einfluss die Umweltfaktoren generationenübergreifend auf die Vererbung der Epigenetik haben.

Es zeigten sich unter anderem folgende Ergebnisse:

  • Väter, die früh zu rauchen begonnen haben, vererbten einen höheren BMI an ihre Söhne, nicht aber an ihre Töchter
  • Die Nahrungsversorgung der Grossväter väterlicherseits hatten einen Einfluss auf die Sterblichkeit der Enkelsöhne, aber wiederum nicht auf die der Enkeltöchter
  • Die Nahrungsversorgung der Grossmütter väterlicherseits zeigten eine Assoziation mit der Sterblichkeit der Enkeltöchter, nicht aber mit denen der Enkelsöhne
  • Und das Spannendste zum Schluss: War der Vater schlecht ernährt, die Mutter jedoch gut, zeigte sich das mit einem verminderten Risiko, an einem cardiovaskulären Tod zu sterben bei ihren Nachkommen (Assoziation)

Im Verlaufe des Tages hörten wir noch folgende, spannende Vorträge:

Prof. Dr. Bernd Honermeier
Sekundäre Pflanzenstoffe:
Vorkommen und Wirkungen
Dr. Harel Seidenwerg
Das Phytoneering Prinzip:
Gold-Standard in der Phytomedizin
Prof. Dr. Ingrid Herr
Brokkoli & Co:
Krebsprävention durch Ernährung
Dr. Dr. Philipp Zimmer
Bewegung
in der Krebstherapie
Dr. Rainer Klement
Verfügbare Interventionsstudien
zur Paläoernährung
Prof. Dr. Clemens Kunz
Wissenschaftliche Fakten
zu alten und neuen Wirkungen
von Vitamin – D
Prof. Dr. Jörg Spitz
Die evolutionäre Bedeutung
von Omega – 3 Fettsäuren
Dr. Wolfgang Haak
Molekulare Anthropologie:
Die drei verschiedenen Ahnen in uns
Prof. Dr. Hannelore Daniel
Food4Me:
Personalisierte Ernährungsempfehlung

In den folgenden Abschnitten versuche ich, die wichtigsten Erkenntnisse der Vorträge kurz zusammen zu fassen.

Dr. Bernd Honermeier – Sekundäre Pflanzenstoffe: Vorkommen + Wirkungen

Dr. Honermeier berichtete über seine Arbeit, bei der er herausfindet, welche sekundären Pflanzenstoffe (kurz SPS) in welchen Pflanzen vorkommen, wie sie wirken und welche Bedingungen dazu führen, den Gehalt der SPS in den Pflanzen zu erhöhen.

Sekundäre Pflanzenstoffe bilden sich nach dem Primärstoffwechsel in der Pflanze; sind also nicht essentiell, haben aber wichtige Aufgaben zu erfüllen:

So sind die SPS unter anderem für den Sonnenschutz der Pflanze, für die Signalfunktion (zum Anlocken von Insekten z.B.) und für Abwehr von Fressfeinden zuständig.

Sie verleihen den Pflanzen vor allem Farbe und Geruch:

Sekundäre Pflanzenstoffe stehen intensiv im Fokus der aktuellen Forschung, da sie diverse gesundheitliche Vorteile haben:

 

Dr. Harel Seidenberg – Phytoengineering Prinzip

Dr. Seidenberg sprach in seinem Vortrag über das Phytoengineering Prinzip – bei dem es um evidenzbasierte Planzenmedizin geht. Er sprach darüber, wie schwer es ist, ein Medikament auf pflanzlicher Basis zu schaffen, da jede Pflanze unterschiedliche Wirkstoffe und, je nach Umweltbedingungen, andere Mengen dieser Wirkstoffe enthält.

Evidenzbasierte pflanzliche Medikamente sind ganz besonders deshalb wichtig, dass sie unser Mikrobiom viel weniger stark belasten und eine Alternative zu Antibiotika sein können:

Hier sieht man einen deutlichen Unterschied der Mikrobiom-Vielfalt im Vergleich zu herkömmlichen Antibiotika und einem pflanzlichen Medikament:


Ich persönlich finde es erschreckend, wie die Darmflora nach der Gabe eines Antibiotikums fast komplett zerstört wird. Nicht nur, dass wir Resistenzen bilden und diese irgendwann einfach nicht mehr wirken – unser gesamtes Immunsystem wird durch die Zerstörung der Darmflora lahmgelegt. Der Darm ist schließlich das Zentrum unserer Gesundheit!


In der Pause hatten wir Besuch vom Pausenexpress und wurden inklusive Anleitung „bewegt“! Eine super Auflockerung, so dass man anschliessend wieder besser zuhören mag. Meiner Meinung nach sollte das Pflicht sein – nicht nur an jeder Schule, jeder Universität, sondern auch in den Büros. Denn die unterschiedlichen Muskel- und Entspannungsübungen taten richtig gut. Toll!


Prof. Dr. Ingrid Herr – Brokkoli + Co – natürliche Krebsfeinde

Mit zunehmendem Alter steigt auch das Krebsrisiko markant an – Grund dafür sind Genschäden und die zunehmende Entzündung im Körper.

Die Zwillingsforschung zeigt, dass folgende Faktoren uns deutlich schneller altern lassen:

  • zu vieles Sitzen
  • Übergewicht
  • wenig Bewegung
  • Konsum von Tabakwaren und Alkohol
  • ausgiebige Sonnenbäder

Fasten bzw. eine kalorienreduzierte Ernährung kann dagegen das Altern verlangsamen (was wiederum für das Intermittierende Fasten spricht):

Kommen wir nun zum eigentlichen Thema: Was hat Brokkoli mit der aktuellen Krebsforschung zu tun? Es zeigt sich, dass Brokkoli, bzw. Kohl im Allgemeinen mit seinem Gehalt an Sulforaphan in der Krebstherapie sehr wirkungsvoll sein kann – nicht als Monotherapie, sondern vor allem in Kombination mit einer Chemotherapie:

Ein grosser Vorteil haben Phytomedizin und generell eine ausgewogene, gesunde Ernährung: Der Körper und auch der Krebs bildet keine Toleranz. Während Krebszellen gegen die Chemotherapie eine Toleranz entwickeln können, wirken Zugaben an Pflanzenstoffen wie Sulforaphan nach wie vor.

Doch was gehört überhaupt alles zur Kohlfamilie? Was können wir alles essen, um von diesen wertvollen Inhaltsstoffen zu profitieren?

Was hilft sonst noch gegen Tumorstammzellen? Eine gute Vitamin-D-Versorgung sowie viele viele sekundäre Pflanzenstoffe!

 

Und jetzt wird es ganz spannend: Wie kann man mit Hilfe der Ernährung Genschäden, die das Risiko für eine Krebserkrankung erhöhen, vermeiden bzw. verringern?

  • Viel Kohlgemüse
  • Sekundäre Pflanzenstoffe
  • eine wohlformulierte Low Carb / LCHF-Ernährung ohne Zucker, ohne Getreide und mit möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln und guten Fetten
  • eine Kalorienrestriktion (nicht zu viel!) – diese kann in Kombination mit Low Carb zum Beispiel wunderbar mittels intermittierendem Fasten erreicht werden
  • und grüner Tee

Ursache für 90% aller Magen-Darm-Tumore ist eine ungesunde Ernährung!

Entzündungen in unserem Körper sind nicht nur für die Entwicklung von Krebs förderlich, sondern auch Ursache für viele weitere Krankheiten, wie z.B. Diabetes, Lungenerkrankungen, Allergien, Arthritis, Herzinfarkt, Alzheimer und neurologische Erkrankungen.

Tumorstammzellen brauchen Entzündungsherde im Körper, um sich vermehren zu können!

Und wenn man sich einmal ansieht, was Völker, welche die ältesten Bewohner haben, tun, dann merkt man, dass es nicht nur ein Faktor ist, sondern dass der gesamte Lebensstil ausschlaggebend ist:

Zu diesem Schluss kam auch der nächste Referent:

Dr. Philipp Zimmer: Bewegung in der Krebstherapie

Wie wichtig ist Sport in der Krebstherapie? Lassen sich da Unterschiede ausmachen? Und spielt es eine Rolle, was für Sport und wie oft wir ihn durchführen? Diesen Fragen ist Dr. Zimmer in seiner Präsentation nachgegangen.

Es zeigt sich, dass das Sterblichkeitsrisiko bei Brustkrebs zwischen 26 und 40% reduziert werden konnte! Die untersuchten Frauen profitierten an meisten von 3-5 anstrengendem Training pro Woche.

Schaut man sich das Ganze auf Krebspatienten im Allgemeinen an, so konnte regelmässiges Krafttraining (mindst. 1 x pro Woche) nach sieben Jahren das Mortalitätsrisiko um 33 Prozent reduzieren!

Doch nicht nur die Wahrscheinlichkeit, zu überleben erhöht sich, sondern auch die Lebensqualität:

Nachweislich wirkt Sport aber zusätzlich dazu auch gegen altersabhängige Demethylierung und gegen Entzündungen im Körper:

Sport hat auch noch andere Vorteile, insbesondere während der Krebsbehandlung: Er wirkt der Tumorentwicklung entgegen, reduziert die Anzahl der Wachstumszellen im Tumor selbst und verbessert dadurch bei bestimmten Tumorarten die Prognose.

Dr. Zimmers Fazit: Sport bietet die einzigartige Möglichkeit, den Krankheitsverlauf auf physischer, psychischer und sozialer Ebene aktiv zu beeinflussen.


Anschliessend kam die Mittagspause und wir konnten in Ruhe etwas essen, hatten Zeit für tolle Gespräche und konnten uns an den Industrieständen einen Überblick verschaffen.


Dr. Rainer Klement: Verfügbare Interventionsstudien zur Paläoernährung

Dr. Klement sprach in seiner Präsentation über die verfügbaren Interventionsstudien, in denen die Paläoernährung angewendet wurde. Die Ergebnisse wurden zusammen mit D. Lemke, Sabine Paul und Jörg Spitz zusammengetragen und im folgenden Paper veröffentlicht:

Erstes Beispiel: Krebs. Krebs ist eine Zivilisationskrankheit, denn frühe Ernährungswissenschaftler und andere Forscher, darunter Weston Price, Prentice, Brown oder Orenstein konnten bei ihren Erkundungen bei den Eskimos, afrikanischen Stämmen, amerikanischen Indianern und bei tropischen Inselbewohnern kaum ein Vorkommen von Krebs feststellen.

Wenn wir unseren Lebensstil mit dem der oben genannten Völker vergleichen, hat sich viel verändert. Wir bewegen uns viel weniger, sind kaum mehr an der Sonne, sind permanent gestresst, ernähren uns nicht mehr artgerecht und noch vieles mehr.

Man geht davon aus, dass die Menschheit sich zwar kulturell an die drastischen Veränderungen angepasst hat, die seit unserer Zeit als Jäger und Sammler passiert sind (in den letzten 10’000 Jahren), aber biochemisch sind wir noch immer dieselben.

Diese Theorie des „Mismatch“ zwischen moderner Ernährung und menschlichem Stoffwechsel wurde in den 1960er-Jahren erstmals von Shatin und Lutz mehrmals publiziert. Voegtlin prägte den Begriff „Steinzeiternährung“ 1975 und seit 2000 kennen wir den Begriff „Paleo Diet“ dank Cordain.

Kommen wir zum eigentlichen Inhalt der Präsentation: Den Ernährungsstudien, in denen die Paläo-Ernährung beinhaltet war. Welche Ergebnisse lassen sich daraus ableiten?

Bei den RCT’s, also den randomisiert-kontrollierten Studien bestanden die Kontroll-Diäten meist aus „gesunder Diabetikerkost, war also fettarm und kohlenhydratreich. Einzige Ausnahme war die mediterrane Diät bei Lindeberg.

Obwohl die RCT’s nur eine kleine Gruppe an Menschen untersuchte und die Dauer kurz war, zeigten sich in allen RCTs signifikante Verbesserungen; überwiegend in den Risikoparametern für koronare Herz-Erkrankungen und für das metabolische Syndrom.

Die Ergebnisse der einarmigen Interventionsstudien (das heisst, es gab keine Kontrollgruppe; sämtliche Studienteilnehmer unterlagen der Intervention – in diesem Fall der Paläo-Ernährung) waren grösstenteils ebenfalls eindeutig: So konnte der Fatigue bei MS-Patienten reduziert werden; genau so wie die Glukose, das Insulin und das HbA1c. Einzig der Entzündungsmarker CRP stieg an. Es wird aber vermutet, dass dies im Zusammenhang mit dem intensiven Crossfit-Training steht, das gleichzeitig mit der Ernährungsintervention stattfand.

Bei einer einarmigen Interventionsstudie mit dem AIP (Autoimmun-Protokoll) konnte gezeigt werden, dass sich beim Inflammatory Bowel Disease die Symptome sowie die innere Entzündung verbessert haben. Das AIP unterscheidet sich insofern von der klassischen Paläo-Ernährung, dass es zusätzlich auf Eier, Nachtschattengewächse, Nüsse, Samen, Kaffee, Alkohol und z.T. auch auf Öle verzichtet.

 

Bei einer Studie mit einer paläo-ketogenen Ernährungsweise konnten Fälle von Epilepsie, Diabetes Typ 1, metabolisches Syndrom, Morbus Meulengracht und Krebs (Gaumen, Rektum-Ca) erfolgreich behandelt werden.

Dr. Klement präsentierte aber nicht nur die positiven Ergebnisse, sondern hinterfragte auch kritisch. An den genannten Studien bemerkte er daher unter anderem, dass die Interventionsdauer jeweils sehr kurz war, meist ein Kaloriendefizit vorhanden war und der Einfluss des Makronährstoffverhältnisses unklar sei.

Gibt es bekannte Nebenwirkungen von der Paläo-Ernährung?

Unter fast 500 Studien-Teilnehmern wurde nur ein einziger Fall beschrieben, der unter Bauchschmerzen und Blähungen litt und einem, der Erschöpfung und Kopfschmerzen verzeichnete. Aufgrund der oben genannten Kritikpunkte lassen sich aber diese wenigen Einzelfälle nicht zwingend auf die Paläo-Ernährung zurückführen.

Prof. Dr. Clemens Kunz: Wissenschaftliche Fakten zu alten und neuen Wirkungen von Vitamin-D

Professor Kunz startete gleich mit einem eindrücklichen Zitat:

Vitamin D ist eines der meist gebrauchten Arzneien der Welt. – R. Bouillon

Vitamin D ist nicht nur ein Vitamin, es ist ein Vitamin mit hormoneller Wirkung und hat deshalb einen viel wichtigeren Stellenwert und ein breiteres Wirkungsfeld als die meisten denken.

So haben (kolorektal und Brust-)Krebs-Patienten zum Beispiel eine ungünstigere Prognose, wenn sie einen niedringen Vitamin-D-Spiegel aufweisen.

 

Doch Vitamin D wirkt nicht nur auf den Knochenstoffwechsel ein, sondern wirkt auch unter anderem im Zusammenhang mit Diabetes, Infektionen und bei Krebs. Doch wie gross der Einfluss von Vitamin D tatsächlich ist, zeigt folgende Folie:

Gibt es Risikogruppen?

  • Schwangere Frauen
  • Gestillte Säuglinge ohne Vitamin D-Prophylaxe
  • Kinder und Jugendliche
  • ältere Menschen
  • Personen mit dunkler Hautfarbe
  • Tragen eines Schleiers oder bedeckender Kleidung

Doch wie wirkt sich ein Vitamin D-Mangel überhaupt aus? Das zeigte Prof. Kunz mit folgender Folie eindrücklich (wie wir ja mittlerweile von der Epigenetik wissen, lassen sich solche Faktoren vererben):

Doch die diversen Meldungen über Vitamin D, wo einerseits vor einer übermässigen Dosierung stark abgeraten wird und denen, die Vitamin D empfehlen, verwirren die Bevölkerung stark.

Wichtig zu wissen ist: Eine Vitamin D-Vergiftung kann nur mit exzessiven Mengen über Supplemente erreicht werden. Dafür muss ein Vitamin D-Spiegel im Blut zwischen 400-1200 nmol/L erreicht werden!

Daher zeigt er folgende, sichere Aufnahmemengen:

Zusammenfassend lässt sich sagen:

  • Mindestens 2/3 der Erwachsenen in Deutschland sind unterversorgt
  • Die Aufnahme von Vitamin D über Lebensmittel ist zu vernachlässigen (macht nur etwa 50-100 IE/Tag aus)
  • Im Herbst und Winter ist die Synthese von Vitamin D über die Haupt praktisch nicht möglich in unserer Region. Selbst in den Sommermonaten ist die Syntheserate schwer abzuschätzen, da der Aufenthalt im Freien immer begrenzter stattfindet und wenn, dann nur mit Sonnenschutz empfohlen.
  • Vitamin D beeinflusst nicht nur die Knochengesundheit, sondern spielt eine zentrale Rolle bei der Prävention von chronischen Krankheiten. Wären alle ausreichend mit Vitamin D versorgt, könnte unser Gesundheitssystem finanziell ungemein entlastet werden!

 

Prof. Dr. Jörg Spitz: Die evolutionäre Bedeutung von Omega-3 Fettsäuren

Ich muss zugeben, auf diesen Vortrag hatte ich mich ganz besonders gefreut. Ich habe Professor Spitz am diesjährigen LCHF-Kongress in Düsseldorf zum ersten Mal live erlebt und der Mann hat einfach eine unglaubliche Bühnenpräsenz und schafft es, den spannenden Inhalt auf unterhaltsame Weise rüber zu bringen!

Aber legen wir direkt mit dem Inhalt seiner Präsentation los:

Die Menschen haben sich mit einem Omega 6 / Omega 3-Verhältnis von etwa 1:1 entwickelt. Aktuelle Ernährungsformen weisen ein Verhältnis von 10 bis 25:1 auf! Wir haben also einen deutlichen Mangel an Omega 3.

Studien an Primaten und menschlichen Neugeborenen zeigen uns, dass DHA (eine Omega-3-Fettsäure) essenziell wichtig für eine normale funktionale Entwicklung des Gehirns und der Retina ist.

Ein ausgeglichenes Verhältnis von Omega 6 zu Omega 3 ist entscheidend für eine regelrechte Entwicklung des gesamten Lebenszyklus und die Homöostase im Körper.

Wie hat sich die Omega 6/3-Ratio entwickelt?

Obwohl wir in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich viele Flüsse haben, haben wir durch die Umweltverschmutzung unsere traditionelle Quelle für Omega-3-Fettsäuren verloren – denn hier schwammen früher auch Lachse durch die Flüsse!

Was sind die denn die Funktionen von Fettsäuren?

  • Bestandteile der Zellmembran
  • Konzentrierte Speicherung von Energie
  • Regulierung von Wärme und Isolation
  • Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen
  • Verlängert das Sättigungsgefühl
  • Ausgangspunkt für Hormone
  • Ermöglicht die Mineralaufnahme im Darm
  • Effektive Aufnahme von Calcium ins Skelett

Mit unserem verqueren Verhältnis von Omega 6 zu Omega 3-Fettsäuren haben wir permanent erhöhte Entzündungsvorgänge im Körper – denn Omega 6 wirkt entzündungsfördernd, während Omega 3 entzündungshemmend wirkt. Diese stillen Entzündungen im Körper sind unter anderem Ursache für Diabetes, Krebs, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Demenz, psychische Krankheiten und das Altern allgemein.

Wie wichtig es insbesondere für Kinder ist, gut mit den Omega 3-Fettsäuren versorgt zu sein, darauf ging Prof. Spitz im Folgenden ein.

Denn Nährstoffmängel, Stoffwechselstörungen während der Schwangerschaft wie Diabetes oder Übergewicht und die Aktivierung des mütterlichen Immunsystems durch Infektionen stehen in Verbindung mit der Gesundheit der Nachkommen im späteren Leben.

In einer Studie, in der die Beziehung zwischen Fischöl-Zufuhr und der Häufigkeit von Asthma der Kinder im Alter von 3 Jahren untersucht wurde, nahmen 736 Frauen teil; einer Hälfte gab man 2.4g dHA/EPA während der Schwangerschaft, die andere Hälfte erhielt Olivenöl als Placebo.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das relative Risiko einer Asthma-Erkrankung wurde dadurch um 30.7% verringert. Ausserdem war das Risiko für Atemwegsinfektionen um 25% gesunken.

Auch bei Frauen, die in der Schwangerschaft rauchten, konnten signifikante Ergebnisse durch die Gabe von Fischöl erzielt werden:

Was alles einen Einfluss auf unsere Epigenetik haben kann, zeigt folgende Folie sehr eindrücklich:

Professor Spitz fügt an: Wir haben einen starken Mangel an Natur!

Zum Schluss fast er nochmals zusammen: Positive wie negative Faktoren aus unserer Umwelt sind ganz wesentlich an der Entwicklung unserer Gesundheit beteiligt (Epigenetik, DoHaD). Omega-3-Fettsäuren sind ein Beispiel dafür. Die Gestaltung unserer Umwelt und unseres Lebensstil bestimmen bereits pränatal, in welchem Ausmass die positiven und negativen Faktoren zum Tragen kommen.

Dr. Wolfgang Haak – Molekulare Anthropologie: Die drei verschiedenen Ahnen in uns

Dr. Haak untersucht bei seiner Arbeit, wie sich die einzelnen Ahnengruppen in Europa vermischt haben. Ich muss aber ehrlich gestehen, dass ich nicht viel von seiner Präsentation verstanden habe; es war aber eindrücklich zu sehen, wie sich die „drei Ahnen“ (Jäger & Sammler, frühe Bauern und eurasische Steppenbewohner)  im europäischen Raum mit der Zeit immer mehr vermischten.

Prof. Dr. Hannelore Daniel – Food4Me: Personalisierte Ernährungsempfehlung

Zum Schluss kam ein spannender Vortrag von Professor Daniel darüber, welchen Einfluss die Digitalisierung auf die klassische Ernährungsberatung hat. Was wäre, wenn Menschen aufgrund einer genetischen Analyse wüssten, wo sie erhöhte Risiken für eine spezifische Erkrankung hatten? Würden sie es wissen wollen? Und wenn ja, würden sie es auch nutzen? Was wäre, wenn man diese individualisierte Form der Ernährungsberatung systematisieren würde, so dass ein Computer das übernehmen kann?

Man analysiert die Genetik, sein Essverhalten, seine physische Aktivität und den Phänotyp. Daraus folgen dann anschliessend individualisierte Einkaufsempfehlungen, Ratschläge und personalisierte Menüs. Sieht so unsere Zukunft in Sachen Ernährung aus?

Zugegeben, das klingt irgendwie seltsam, aber es sind spannende Gedankengänge.

Spannenderweise wären 70% dazu bereit, einen Gentest machen zu lassen, wenn sie im Gegenzug personalisierte Ernährungsratschläge erhielten. Ebenfalls 70% sind davon überzeugt, dass ihre Lebensqualität sich verbessern würde, wenn sie einer solchen personalisierten Ernährung folgen würden.


Im Anschluss an das höchst spannende Symposium folgte noch die Mitgliederversammlung der DGPE.

Zum Schluss machten wir noch ein kleines Selfie, danach ging es nach Hause, um in Ruhe zu Abend zu essen und den Tag Revue passieren zu lassen.

 

v.l.n.r.: Wibke May, Miriam Hoffbauer, Petra Mikaelsson, Romina Scalco

 

Ich am Kochen – es gab Rührei mit viel Gemüse!

 

Hmmm… Petras Käsekuchen gab es zum Dessert 🙂

Es war ein richtig schönes Wochenende. Am Samstag machten wir ausser zu Abend essen nicht mehr viel, wir waren allesamt völlig platt von den spannenden Vorträgen. Am nächsten Tag frühstückten wir noch alle zusammen (Wibke, Petra und ich) und gingen dann alle wieder nach Hause. Für mich hiess das, einige Stunden mit dem Zug wieder zurück in die Schweiz zu fahren.


Ich hoffe, diese Zusammenfassung hat dir gefallen! Für mich war es ein toller Anlass, um alte und neue Freunde zu treffen, spannende Inhalte zu konsumieren und das Wissen über die Macht der Ernährung weiter auszubauen.

Wer weiss, vielleicht sehen wir uns ja nächstes Jahr am 6. Symposium der DGPE?

Es würde mich sehr freuen!

Bis bald und alles Liebe,

deine Romina

Romina Scalco

Romina Scalco hat nach unzähligen fehlgeschlagenen Diäten und gesundheitlichen Problemen mit Low Carb die Lösung für sich gefunden. Seit 2013 schreibt die Bloggerin und Buchautorin auf ihrem Low Carb Blog über eine Ernährung, die ganz nach dem Bauchgefühl geht, was Abnehmen mit Glücklichsein zu tun hat, wie du glücklicher sein und wie du gesunde Gewohnheiten in deinen Alltag implementieren kannst. Ihr Motto: Es gibt nicht DIE Ernährungsform für alle. Finde Deinen persönlichen Weg.

4 Gedanken zu „Das war das 5. Symposium der DGPE“

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