Neuer Ort, alte Probleme

Es ist schon viel zu lange her, dass ich hier auf meinem Blog etwas geschrieben habe. Daher wird es Zeit für ein Update!

Letztes Jahr haben mein Mann und ich die Entscheidung getroffen, quer durch das halbe Land zu ziehen. Für Schweizer ein enorm grosser Schritt, den nicht viele nachvollziehen konnten. 😉 Wir sind ins Herz der Schweiz gezogen, an einen Ort, den wir vorher nicht kannten (nicht einmal vom Urlaub), wo wir niemanden kennen, aber von dem wir wussten und spürten, dass er unser Zuhause wird.

Ein knappes Jahr später sitze ich hier, in meinem wunderschönen „neuen“ Zuhause und ich bin noch immer jeden Tag dankbar, dass wir diese mutige Entscheidung gefällt haben.

Neue Umgebung, neue Gewohnheiten

Was mir hier in unserem neuen Zuhause sehr schnell aufgefallen ist, ist, dass die Umgebung einen unfassbar starken Einfluss auf unser Leben, auf unsere täglichen Entscheidungen und auf unsere Routinen und Gewohnheiten hat. In der alten Wohnung gab es vieles, das ich gerne umgesetzt und ausprobiert hätte, aber es wollte sich einfach auf Biegen und Brechen keine Routine einstellen.

Kaum waren wir umgezogen, hat es plötzlich mit vielen Routinen geklappt, ohne dass ich grossartig Willenskraft hätte beisteuern müssen. Wahnsinn!

Mir war vorher ja schon bewusst, dass unsere Umgebung uns beeinflusst, aber so stark?! Das hätte ich tatsächlich nicht gedacht…

Auf alle Fälle hat die neue Umgebung viel Gutes mit sich gebracht; ich bin viel in der Natur unterwegs, war seit meiner Kindheit nicht mehr so viel am Schwimmen und probiere Neues aus. Mein neustes Hobby ist das Stand Up Paddling! Es macht riesigen Spass und ich verbringe wahnsinnig gerne Zeit am, im und ums Wasser. Kein Wunder aber, wenn man einen wunderschönen See direkt vor der Haustür hat:

Neuer Ort, alte Probleme

Aber auch wenn sich mit dem Umzug vieles verbessert hat – vor allem unsere Lebensqualität – so bleiben die Probleme leider nicht am alten Ort zurück, sondern ziehen mit dir um. Noch immer beschäftigt mich ein Thema sehr, über das ich hier noch kaum geschrieben habe: mein Lipödem.

Seit meiner Pubertät begleitet mich das Lipödem. Durch meine Gewichtszunahme und durch die Aussagen vieler Ärzte hatte ich das Lipödem lange nicht auf dem Schirm – wie so viele dachte ich, dass ich einfach nur normal dick wäre. Das weiss ich mittlerweile ja zum Glück besser!

Mit der Low Carb Ernährung, meinem antientzündlichen Lebensstil und Kraftsport hatte ich das Lipödem lange gut im Griff, konnte sogar 20 Kilo abnehmen. Doch nachdem ich meine Gesundheit soweit verbessern konnte, dass ich aufgrund meiner Endometriose komplett schmerzfrei wurde und den Hashimoto im Griff hatte, wollte ich die künstlichen Hormone endlich absetzen, die ich als Behandlungsplan bezüglich Endo viele, viele Jahre nehmen musste.

Was an sich nach einem tollen Schritt für mich und meine Gesundheit klang, den ich über Jahre geplant und vorbereitet hatte, hatte allerdings einen gewaltigen Nachteil: Mein Lipödem erhielt durch das Absetzen der Hormone einen gewaltigen Schub. Innert kürzester Zeit explodierten meine Beine, meine Arme und auch mein Bauch.

Nachdem ich mein halbes Leben mit meinem Gewicht gekämpft hatte, eine Essstörung überwunden, endlich die für mich richtige Ernährung gefunden hatte und ich zwei chronische Krankheiten besiegt hatte, kam das Gewicht in Form vom Lipödem wieder.

Nur dieses Mal halfen sämtliche Massnahme nicht mehr. Obwohl ich 4 – 6 Mal pro Woche trainiere, strikter und cleaner esse als je zuvor kann ich meine Körperform nun kaum mehr positiv beeinflussen. Das einzige, das geblieben ist, ist die Schmerzfreiheit in den Beinen. Aber nur dank der Low Carb Ernährung!

Hilfe holen

Dieser Rückfall, dieser letzte Lipödemschub, hat mich psychisch enorm belastet – und tut es noch. So sehr, dass ich nicht einmal mehr hier im Blog schreiben wollte.

Ich zog mich zurück und musste erst einmal wieder bei mir selbst ankommen, die Situation so annehmen, wie sie nun mal ist. Das ist eine Herausforderung, der ich mich Tag für Tag stellen muss.

Eines weiss ich: Ich weiss, dass jeder, der vom Lipödem betroffen ist, ein verdammter Held ist. Es ist schon schlimm in der heutigen Gesellschaft, einfach dick und übergewichtig zu sein und von Bodyshaming betroffen ist. Aber als Lipödem-Betroffene?

Erst letzte Woche habe ich mich von einem Angiologen untersuchen lassen, da ich mir überlege, mich bezüglich Lipödem operieren zu lassen. Da musste ich mir doch tatsächlich anhören, ich sei einfach nur dick, klassisch übergewichtig und anstelle einer Liposuktion solle ich mir besser eine Magenbypass-OP überlegen.

Das ist Alltag, Leute. Aber falls du das hier liest und ebenfalls betroffen bist: Lass mich dir sagen, dich trifft keine Schuld!

Ich denke, von aussen ist den wenigsten klar, wie es ist, ein Lipödem zu haben. Für mich fühlt es sich so an, als würde ich Tag für Tag mit einem Fat-Suit aufstehen. Mein Aussen spiegelt nicht mein Inneres wider; was ich sehe und wie ich mich fühle sind zwei komplett andere Dinge.

Max Greenfield as Schmidt on "<a href="http://tv.yahoo.com/new-girl/show/47384/" data-ylk="slk:New Girl" class="link rapid-noclick-resp">New Girl</a>"
Hier Schmidt aus der Serie New Girl – mit und ohne Fat Suit. BTW: Eine meiner Lieblingsserien! Quelle: www.yahoo.com/entertainment/fat-suits-on-tv-slideshow.html

In meinem Kopf springe ich regelmässig zwischen Akzeptanz und Selbstliebe (ich bin okay, so wie ich bin, auch mit Lipödem), YOLO (ich geniesse mich, meinen Körper und das Leben sowieso!) und Verzweiflung (das bin nicht ich, ich fühle mich nicht wohl in meiner Haut) hin und her. Das ist nicht nur anstrengend, es raubt auch viel Energie, Kraft und Lebensfreude!

Ist eine OP die Lösung?

Und ja, ich überlege mir tatsächlich, mich demnächst operieren zu lassen. Vor Jahren kam eine OP noch überhaupt nicht in Frage, doch da hatte ich das Lipödem mit meinem Lebensstil auch noch recht gut im Griff.

Ausserdem habe ich langsam aber sicher sämtliche mir bekannten Alternativen ausgeschöpft. Ich habe noch eine Methode, die ich ausprobieren möchte – darüber berichte ich, wenn ich mehr dazu sagen kann. Aber bis dahin werde ich alle nötigen Abklärungen vornehmen, die ich für eine OP brauche.

Es gibt hauptsächlich drei Gründe, warum die OP mittlerweile für mich in Frage kommt:

  • Ich habe das Lipödem nicht mehr im Griff und ich kann es mit allen mir bekannten Massnahmen nicht mehr positiv beeinflussen. Ausserdem würden die Lipödemzellen immer bleiben und „lauern“ – selbst wenn ich es noch im Griff hätte, könnte plötzlich der Tag kommen, an dem es wieder ausbricht.
  • Langsam aber sicher rückt das Thema Kinderwunsch näher. Ich möchte mich und dem allfälligen Baby nicht diesem Risiko aussetzen. Das Lipödem ist einfach ein Risiko, das ich grundsätzlich aus der Gleichung entfernen könnte mittels OP.
  • Und dritter und letzter Punkt: Ich bin es leid, Lebensqualität und Lebensfreude zu opfern und mich nicht wohl in meiner Haut zu fühlen. Ich habe mehr verdient und ich will das Leben voll auskosten. Wenn eine OP mir das tatsächlich geben kann, dann why the hell not?

Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder es verdient hat, gesund, glücklich und frei durchs Leben zu gehen. Es wird Zeit, dass ich mir das ebenfalls erlaube und alles in Bewegung setze, um mir das zu ermöglichen.

Das Lipödem ist der letzte Stein, den ich noch ins Rollen bringen muss. Mal sehen, was ich daraus bauen werde.

Alles Liebe,
Deine Romina

P.S: Wenn du selbst von Lipödem betroffen bist, lass mich doch bitte gerne an deiner Erfahrung teilhaben. Besonders, wenn du dich schon hast operieren lassen oder wie ich dir überlegst, diesen Schritt zu tun. Ich finde, es ist unfassbar wichtig, dass wir offen darüber reden, damit wir uns nicht so alleine damit fühlen und damit andere besser nachvollziehen können, wie sich gewisse Dinge anfühlen und auswirken.

Dankeschön <3

Romina Scalco

Romina Scalco hat nach unzähligen fehlgeschlagenen Diäten und gesundheitlichen Problemen mit Low Carb die Lösung für sich gefunden. Seit 2013 schreibt die Bloggerin und Buchautorin auf ihrem Low Carb Blog über eine Ernährung, die ganz nach dem Bauchgefühl geht, was Abnehmen mit Glücklichsein zu tun hat, wie du glücklicher sein und wie du gesunde Gewohnheiten in deinen Alltag implementieren kannst. Ihr Motto: Es gibt nicht DIE Ernährungsform für alle. Finde Deinen persönlichen Weg.

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