Heisshunger stoppen: Wie du Heisshungerattacken den Kampf ansagst und dadurch deinen Abnehmerfolg langfristig sicherst

Um langfristig abzunehmen, musst du mit dir selbst im Reinen sein.

Doch wie soll das gehen, wenn man immer mehr zunimmt, unglücklich mit sich selbst ist, sich hässlich findet und einfach nicht mehr weiter weiss?

Heisshunger und Fressanfälle sind einfach nur schrecklich; aber der Selbsthass, der danach kommt, ist noch viel schlimmer. Du siehst dich selbst im Spiegel an und was du siehst, findest du einfach nur widerlich. Nicht nur von aussen, nein, sondern dieses disziplinlose, schwache Etwas, das dir da entgegenstarrt.

Und dann startest du den üblichen Dialog in deinem Kopf…

„Es ist doch so einfach! Weniger Essen und mehr Bewegung. Alle sagen das, alle wissen das. Warum kriegen das alle hin, nur ich nicht? Warum bin ich so dermassen unfähig? Und jeder, der dich ansieht, weiss, dass du schwach bist. Kriegst es ja einfach nicht auf die Reihe, gell? Unfähig, einfach nur unfähig.

Den Finger solltest du dir in den Hals stecken. Anders kriegst du das ja nicht gebacken, wie? Hast dich wiedermal vollgefressen, bis dir schlecht wurde. Wie kann man nur. Du ekelst mich an!“

Eine ewig dauernde Abwärtsspirale

Es ist ein immer währender Teufelskreis: Nach jedem Fressanfall bestraft man sich, schämt sich für die eigene Schwäche, man könnte sich selbst ohrfeigen, weil man dem Heisshunger nachgegeben hat. Und dann achtest du noch viel strenger darauf, nicht zu viel oder etwas Falsches zu essen. Das macht dich dauerhungrig – und führt wiederum zu neuen Fressattacken…

Und so weiter und so weiter…

Ein Ausweg aus dem Teufelskreis

Ich denke, ich bin nicht die Einzige, die diesen Teufelskreis kennt. Und es ist nicht einfach, ihm zu entkommen. ABER: Es gibt einen Weg, der dich da raus führt. Und das Beste daran ist, ich kann ihn dir zeigen.

Aber zuerst möchte ich dir sagen, dass du weder schwach, noch unfähig, noch disziplinlos bist. Du hast oft gekämpft, bist genau so oft wieder aufgestanden und hast es immer und immer wieder versucht. Du kannst nichts dafür, dass du nicht sofort auf die richtige Ernährung für dich gestossen bist – wie auch?

Schliesslich existieren zu diesem Thema tausende und abertausende Meinungen. Meinungen von Ärzten, sogenannten Experten, Empfehlungen der Regierung, Meinungen von deiner Familie, von Bekannten und Freunden… Und jeder, einfach JEDER, weiss es am besten.

Es ist nicht einfach, in diesem Ernährungsdschungel das für sich Richtige zu finden.

Und folgendes darfst du ebenfalls nicht vergessen: Die Lebensmittelindustrie hat hunderte von den besten Lebensmitteltechnologen und Doktoren von den besten Schulen der Welt angestellt für ein einziges Ziel: Nämlich dich von ihren neusten Kreationen abhängig zu machen. Die verstehen nämlich, dass gewisse Zutaten und Zusatzstoffe dich süchtig machen und setzen das gezielt ein.

Wenn du jemandem Drogen verabreichen würdest, und er wüsste nichts davon – würdest du ihn dann als schwach, undiszipliniert und unfähig halten, weil er süchtig wurde?

Eben. Leider ist es in vielen Dingen halt einfach nicht so einfach, wie viele sich das vorstellen.

Aber jetzt möchte ich dich nicht länger auf die Folter spannen. Ich möchte dir zeigen, wie du all dem ein für alle Mal entfliehen und den Heisshunger stoppen kannst.

Den Heisshunger mit allen Mitteln stoppen: Die 4 Hunger-Ebenen

Zu allererst müssen wir uns um unseren Hunger kümmern.

Denn wie wir oben bereits gesehen haben, ist hungern nicht die Lösung, sondern Teil des Problems. Wir brauchen deshalb eine Ernährung, die uns zufrieden stellt und lange sättigt.

Und, wir müssen herausfinden, was für eine Art Hunger wir überhaupt haben. Gibt es Ursachen für den Heisshunger und unsere Fressattacken? Wenn ja, auf körperlicher und / oder psychischer Ebene? Und was können wir dagegen tun?

Der Insulin-Heisshunger

Der Insulinhunger tritt auf, wenn du deinen Blutzucker mit vielen Kohlenhydraten auf Achterbahnfahrt schickst. Sobald dein Blutzuckerspiegel absinkt, gibt das Insulin deinem Gehirn das Signal, dass du Nachschub brauchst. Und schwupps, schon stehst du am Snackautomaten und greifst dir etwas Süsses.

Dieses ständige Auf und Ab ist nicht nur purer Stress für deinen Körper, es macht dich auch dauerhaft hungrig und damit unzufrieden. Du bist ständig müde, dann wieder aufgedreht.

Was du für deinen Alltag brauchst ist keine Fahrt auf hoher See während eines Sturms. Was du für dein tägliches Leben brauchst, ist eine kleine Nussschale, die gemächlich vor sich hin tuckert.

Mit einer ausgewogenen Low Carb Ernährung kannst du den Insulinhunger komplett ausschalten. Du entkommst den Klauen des Insulinhungers! Das mag jetzt vielleicht etwas dramatisch klingen, aber du bist mit einer Low Carb Ernährung eindeutig weniger vom Hunger getrieben als bisher.

Denn die Kombination aus Eiweiss, Fett und ordentlich Gemüse macht dich lange satt und vor allem zufrieden. Das entspannt, macht happy und du denkst nicht den ganzen Tag ans Essen.

Der körperliche Hunger

Wenn wir dem Insulinhunger entkommen, fühlen wir plötzlich wieder den normalen, körperlichen Hunger, weil wir nicht mehr vom Insulin getrieben sind. Wir können wortwörtlich wieder lernen, auf unser Bauchgefühl zu hören.

So lernen wir (wieder), endlich auf unser normales Hungergefühl zu achten und nur dann zu essen, wenn wir wirklich hungrig sind. Aber nicht nur das – wir spüren nicht nur, wenn wir hungrig sind, sondern auch, wenn wir satt sind. Und das ist für eine langfristige Abnahme essentiell.

Bei einer kohlenhydratreichen Ernährung können nämlich unsere Hormone, die für unser Appetit- und Sättigungsgefühl zuständig sind, gar nicht richtig arbeiten. Denn wenn unser Blutzuckerspiegel rapide absinkt, braucht unser Körper Nachschub. Wenn er uns dann aber ein Sättigungsgefühl signalisieren würde, könnte die ganze Situation lebensgefährlich werden.

Low Carb stabilisiert den Blutzuckerspiegel, was es uns ermöglicht, ohne Probleme 5 Stunden oder länger nichts zu essen. So können auch die Hormone Leptin (Sattmacher-Hormon) und Ghrelin (Appetit-Hormon) ganz normal arbeiten, so, wie es eigentlich vorgesehen ist.

Mit einer Low Carb Ernährung geben wir dem Körper die Möglichkeit, im Hormonhaushalt wieder ein Gleichgewicht zu schaffen, so dass er sich endlich um das überschüssige Fett kümmern kann.

Ausserdem können wir, jetzt, da wir den körperlichen Hunger wieder spüren und uns nach ihm richten können, automatisch besser die Portionsgrössen festlegen und gezielt nur dann essen, wenn wir hungrig sind. Und zwar solange, bis wir satt, aber nicht voll sind.

Nur schon diese Fähigkeit alleine kann dafür sorgen, dass wir abnehmen!

Der emotionale Heisshunger

Der emotionale Hunger ist für eine langfristige Abnahme gleichzeitig Ursache und Lösung. Den körperlichen Hunger und den Insulin-Hunger können wir mit der richtigen Ernährung relativ schnell in den Griff bekommen. Aber am unberechenbaren emotionalen Hunger, den wir uns so lange antrainiert haben, daran beissen sich die meisten die Zähne aus.

Wie entsteht emotionaler Hunger?

Grundsätzlich wird uns die Verknüpfung zwischen Essen und positiven Emotionen praktisch bereits in die Wiege gelegt. Von klein auf bekommen wir einen Geburtstagskuchen, dürfen bei besonderen Anlässen ein Eis essen gehen oder werden mit Süssigkeiten belohnt. Unsere Gesellschaft und unsere Erziehung haben einen grossen Anteil daran, dass wir Essen mit Liebe, Aufmerksamkeit und Zuneigung verbinden.

Aus Liebesbekundungen werden schlechte Essgewohnheiten

In Stresssituationen und bei starken negativen Gefühlen greifen wir daher auf ein altbewährtes Modell zurück. Wir fühlen uns gut, wenn wir essen. Daraus schliessen wir folgendes: Wenn wir uns nicht gut fühlen, essen wir, damit wir uns wieder besser fühlen. Fehlen einem Menschen wie mir die Alternativen für einen solchen emotionalen Ausgleich, wird daraus ein emotionaler Esser. Und oft entstehen dadurch ungesunde Essgewohnheiten, die sich ganz schnell in unser Leben schleichen und sich darin breit machen.

Wie fühlt sich emotionaler Hunger an?

Emotionalen Hunger können wir auch so übersetzen, dass wir emotional hungrig sind. Das heisst, ganz nüchtern betrachtet, verlangt unser ganzer Körper nach etwas, das unseren emotionalen Hunger stillt. Wir haben ein Bedürfnis nach Nähe, nach Liebe, Trost oder Aufmerksamkeit.

Und weil es viele nicht besser wissen bzw. kein alternatives Verhalten kennen oder ihre aktuelle Lebenssituation nichts anderes zulässt, nehmen sie Essen, um dieses grosse, schier unendliche Loch in ihrem Herzen zu stopfen.

Das kann dann soweit führen, dass man nicht einfach nur isst, weil man gerade traurig ist, sondern dass man solche Unmengen an Essen (in den meisten Fällen ziemlich schlechtes Essen) in sich hineinstopft, bis einem kotzübelschlecht ist, weil man einfach nicht mehr so traurig, verletzt, voller Scham oder allein sein möchte.

Einfach für ein paar Minuten etwas anderes fühlen, als dieses riesige Loch, dass mich jeden Tag so traurig macht…

Warum ist er für die Abnahme so wichtig?

Ganz einfach – weil er den Bärenanteil an unseren unkontrollierten Essattacken ausmacht und nur schwer zu kontrollieren ist. Emotionaler Hunger ist wie ein Jäger, der geduldig im Gebüsch auf uns wartet und dann mit voller Wucht zuschlägt.

Es ist einer der hartnäckigsten und schlechtesten Gewohnheiten, die man haben kann. Aber wie alle schlechten Gewohnheiten, kann man ihn überwinden. Es ist nicht einfach, aber es gibt Methoden, die wir einsetzen können, um von der Beute zum Jäger zu werden. Eliminieren wir den emotionalen Hunger!

Wie kann der emotionale Hunger besiegt werden?

Also, zu allererst sollte man sich um den körperlichen Hunger und um den Insulinhunger kümmern. Das heisst, eine Ernährungsumstellung muss her. Damit du dir aber mit den emotionalen Heisshungerattacken deine Ergebnisse nicht vernichtest und den Mut nicht verlierst, mit der Ernährungsumstellung weiter zu machen, müssen wir tiefer gehen.

Wir müssen herausfinden, warum du diese emotionalen Heisshungerattacken hast. 

Hier habe ich dir einige Fragen aufgelistet, die du dir so ehrlich wie möglich beantworten solltest. Gib dich nicht mit einem Grund oder einer Antwort zufrieden. Versuch, den wahren Grund, die wahre Absicht und die wahre Antwort dahinter zu erkunden.

  • Wie fühlst du dich, wenn du Heisshungerattacken hast?
  • Wer oder was ist der Auslöser für dieses Gefühl?
  • Was fehlt dir in einer solchen Situation? Was hättest du gerne? Eine Umarmung, Zuwendung, Liebe, Verständnis, Aufmunterung, Aufmerksamkeit oder etwas anderes?
  • Welches Gefühl verschafft dir das Essen?

3 Stellschrauben, um den emotionalen Hunger in den Griff zu bekommen

Um den emotionalen Hunger zu bekämpfen, musst du dir deine Antworten genau anschauen. Denn jetzt hast du zwei Stellschrauben, an denen du arbeiten kannst:

  1. Was kannst du tun, um den Auslöser zu vermeiden oder zumindest abzuschwächen?
    1. Ist es eine bestimmte Situation? Kannst du sie vermeiden oder zu deinen Gunsten verändern?
    2. Ist es eine Person? Kannst du ihr aus dem Weg gehen, mit ihr das Gespräch suchen oder eure Beziehung generell verbessern?
  2. Wie kannst du dir das positive Gefühl, dass dir das Essen gibt, auf anderem Wege beschaffen?
    • Finde einen Weg für dich, Alternativen, die du statt dem Essen machen kannst, zum Beispiel:
      • Lass dich umarmen
      • Telefoniere mit deinem Freund / Freundin
      • Lenk dich ab, mit Putzen, Aufräumen, Spazieren gehen
      • Treibe Sport. Sport ist eine grossartige Alternative, denn nach dem Sport fühlst du dich einfach absolut grossartig. Dein Körper belohnt dich für den Sport mit einer Welle an Endorphinen, die dich happy machen
      • Sei kreativ: Male, bastle, schreibe, mach ein Puzzle oder hör dir in voller Lautstärke Musik an – was dir gefällt und Spass macht. Ich zum Beispiel schnapp mir mein Handy, schalte meine Lieblingssongs ein und tanze wie verrückt, bis ich mich gut fühle. Sieht vielleicht bescheuert aus, hilft aber ungemein! Ausserdem muss ja niemand zugucken 😉

Du kennst dich am besten – mach etwas, das dir zusagt und dir Spass macht. Hauptsache, es geht dir nachher besser als vorher und zwar ohne, dass du schlechtes Essen in dich hineingestopft hast.

Eine dritte Stellschraube, an der du arbeiten kannst, ist deine grundsätzliche Lebenssituation.

Bist du glücklich? Vermutlich nicht, sonst hättest du wohl kaum emotionale Fressattacken. Was macht dich unglücklich, wo kannst du etwas verbessern?

Es geht nicht darum, dass du jeden Tag den ganzen Tag strahlend glücklich bist. Es geht darum, dass du zufrieden mit deinem Leben bist, dankbar und im Hier und Jetzt leben kannst.

Überleg dir, was dir in deinem Leben zur Zeit Magenschmerzen bereitet. Was gibt dir ein schlechtes Gefühl?

  • Sind es Beziehungen zu deinen Mitmenschen, die dich runterziehen oder die einseitig sind?
    • Tut dir eine Beziehung zu jemandem nicht gut? Frage dich: Fühle ich mich gut oder eher schlecht, wenn ich mit dieser Person Zeit verbracht habe? Versuch, einer negativen Beziehung aus dem Weg zu gehen bzw. sie im Sande verlaufen zu lassen. Im schlimmsten Fall solltest du sämtliche Brücken zu Menschen, die nicht das Beste für dich wollen und dir ein schlechtes Gefühl geben,  abbrechen. Entscheide das aber nicht leichtsinnig, nimm dir bitte Zeit für solche einschneidenden Veränderungen!
    • Wenn du die Beziehung weiterführen willst, aber nicht zufrieden mit ihr bist, überlege dir, wie DU die Beziehung verbessern kannst. Versuch, die Beziehung gezielt wiederzubeleben und zu intensivieren. Vielleicht hast du die Beziehung zu einem lieben Menschen schleifen lassen und dieser Person nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie eigentlich verdient hat. Du wirst sehen, wenn du deine Zeit in die richtigen Menschen investierst, bereicht das dein Leben um ein Vielfaches.
  • Bist du unglücklich mit deinem Job?
  • Bist du unzufrieden mit deiner Wohnsituation?
    • Ob es jetzt die viel zu kleine Wohnung ist, oder der äusserst nervenaufreibende Mitbewohner, die Familienmitglieder oder einfach nur das unaufgeräumte Chaos: Überleg dir – was kannst DU ändern?

Egal, was es ist: Mach dir Gedanken darüber, wie du dein Leben verbessern kannst. Wenn du erwartest, dass andere sich verändern oder sonst jemand das Ruder  für dich in die Hand nimmt, bist du alt und grau und alles ist noch genau wie vorher. Du hast nur ein Leben (soweit wir wissen 😉 ) – mach das Beste daraus!

Hab keine Erwartungen an andere – wenn dich etwas stört, ärgert oder sonst belastet, sprich mit deinen Mitmenschen und ändere das, was du beeinflussen kannst. Es liegt an dir.

Um glücklicher zu werden, hilft vor allem eines: Dankbarkeit. Das hört sich jetzt vielleicht doof an, aber es stimmt. Überleg dir jeden Tag, entweder direkt nach dem Aufstehen oder vor dem Einschlafen drei Dinge, für die du heute dankbar bist. Du wirst sehen, dass diese kleine Übung einen enormen Einfluss auf deinem Happiness-Level hat.

Eine Studie hat gezeigt, dass wenn du jeden Tag 30 Tage lang eine Dankbarkeits-Übung wie diese machst, du um 25% glücklicher bist als vorher!

Wie beeinflusst das denn den emotionalen Hunger?

Ganz einfach: Je glücklicher du bist, desto seltener wirst du den emotionalen Hunger haben. Denn wenn du glücklich und zufrieden bist, bist du kein Stück hungrig nach Emotionen 🙂

 

Situationsbedingter Hunger

Ja, sowas gibt es tatsächlich. Nämlich dann, wenn wir unser Hirn aufs Essen während bestimmten Situationen konditioniert haben. Zum Teil sind solche Konditionierungen normal und finden sich überall in unserem Alltag – zum Beispiel das Mittagessen um Punkt zwölf.

„En rächte Schwiizer het am zwölfi Hunger!“ – Ein richtiger Schweizer hat um zwölf Hunger!

Mein Schwiegervater in spe sagt immer, wenn jemand nach der Zeit fragt: Es ist viertel vor Hunger! Also entweder ist es dann viertel vor zwölf oder viertel vor sechs 😉 Aber ich denke, solche Geschichten und Redewendungen kennen wir alle.

Oder wie wär’s damit (den kennt ja wohl so ziemlich jeder):

Der Teller wird leer gegessen, sonst gibt’s morgen schlechtes Wetter!

Redewendungen als Esskonditionierung

Das sind nicht nur Redewendungen, sondern eine fest verankerte, gesellschaftliche Esskonditionierung. Das ist nicht per se schlecht – es verleiht unserem Alltag eine gewisse Struktur und macht es für Schule und Arbeit einfacher, wenn alles etwas vereinheitlicht ist.

Aber es hat den Nachteil, dass wir zu gewissen Zeiten, an gewissen Orten oder in gewissen Situationen automatisch Hunger empfinden – weil unser Gehirn darauf trainiert wurde. Egal, ob unser Körper jetzt tatsächlich Essen braucht oder nicht.

Und genau solche Situationen haben wir auch im Rest unseres Tages. Zum Beispiel, wenn wir gewohnt sind, im Büro um halb zehn etwas kleines zu snacken oder auch nachmittags um drei. Apropos: Kommt dir nicht auch gleich eine Fernseh-Werbung in den Sinn, wenn du die Uhrzeit halb zehn (in Deutschland) hörst? Tja, auch DAS ist eine Art Konditionierung.

Sobald du die Uhrzeit realisierst, weiss dein Hirn, dass es gleich etwas zwischen die Zähne gibt und schon stehst du fast automatisch vor dem Snackautomaten in der Cafeteria.

Der Klassiker: Essen vor dem TV

Stell dir folgende Situation vor: Du sitzt gemütlich mit einer flauschig-weichen Kuscheldecke und deinem Lieblingskissen auf dem Sofa, richtig schön eingekuschelt, in der Hand eine Tasse lecker duftenden Tee und gönnst dir einen Serienmarathon mit deiner Lieblingsserie.

Spätestens nach einer Folge merkst du, dass du Appetit bekommst. Du hast dir ja gar nichts zum Knabbern bereit gelegt! Du spürst das Verlangen nach Knabberzeugs in deinen Händen, sie liegen unbeschäftigt da und dein Mund fühlt sich komisch an, weil du nichts zu beissen hast.

Es fehlt dir jetzt gerade, das Beissen. Es fühlt sich einfach falsch an, ohne das Knabberzeugs. Es fehlt einfach. Also, jetzt aber schnell ab in die Küche und der Sache ein Ende bereiten!

Stopp.

Hierbei handelt es sich um den absoluten Klassiker unter dem situationsbedingten Essen! Und das erziehen wir uns selbst an. Das gute daran ist: Wir selbst können uns davon auch wieder entwöhnen. Ich sage nicht, dass es einfach ist, aber es ist möglich.

Führ ein Tagebuch

Versuch dir bewusst zu werden, wann du völlig automatisch isst, egal, ob du Hunger hast oder nicht. Sei es das Snacken während der Arbeit oder vor dem Fernseher, oder die süsse Belohnung auf dem Nachhauseweg. Schreib alles auf, was dir als eine solche situationsbedingte Ess-Situation auffällt.

Finde den Auslöser

Fällt dir ein Auslöser für jede Situation auf? Ein bestimmtes Gefühl, eine bestimmte Stimmung? Wie fühlst du dich nach dem Essen? Anders formuliert: Wofür steht bei dir das Essen in einer solchen Situation?

Oftmals genügt es schon, wenn wir uns bewusst werden, dass wir eigentlich gar keinen richtigen Hunger haben, um das Essen sein zu lassen.

Finde einen anderen Weg zur Belohnung

Wenn das bei dir aber nicht der Fall ist, dann müssen wir uns überlegen, wie du das Resultat, das das Essen bei dir auslöst, auf anderem Wege erreichen kannst.

Wenn du zum Beispiel etwas während der Arbeit knabberst, hilft dir das vielleicht beim Denken. Benutz doch stattdessen einen Zahnstocher oder einen Plastiklöffel bzw. die Stäbchen, die man zum Kaffee umrühren bekommt. Oder einen Kaugummi (wobei der wiederum den Appetit anregen kann – hör einfach auf deinen Körper). Darauf kannst du ungeniert herumkauen, ohne Kalorien zu futtern, die du gar nicht brauchst.

Oder wenn du auf dem Weg nach Hause gern noch bei der Bäckerei vorbeigehst und dort ein Brötchen oder Süsskram kaufst. Kauf dir stattdessen ein Los oder ein paar Blumen. Oder mach einen Spaziergang. Etwas, das dir Vergnügen bereitet. Vielleicht bereitet es dir Freude, Zuhause mit deinem Haustier zu schmusen oder zu spielen oder Zeit mit den Kindern zu verbringen.

Wie diese kleine Freude aussieht, ist ganz individuell!

Das Snacken vor dem Fernseher: Hier ist die Frage, kannst du besser ganz auf das Snacken verzichten oder kannst du das Snacken einschränken? Grundsätzlich gibt es hierfür verschiedene Lösungswege – die Challenge besteht dabei, den richtigen für dich zu finden:

  • Gar keine Snacks kaufen – völliger Verzicht. Wenn du nichts daheim hast, kannst du auch nicht knabbern. So einfach ist das!
  • Die Snacks minimieren: Du kaufst Snacks, portionierst sie aber, damit du nicht mehr so viel isst.
  • Die Snacks durch gesunde ersetzen. Du knabberst zwar, aber immerhin geht es nicht mehr so schnell auf die Hüfte.
  • Weniger TV schauen. Das ist auch eine Möglichkeit, dem Snacken aus dem Weg zu gehen. Vielleicht schaffst du dir so Zeit für ein Hobby, dass dich glücklich macht? Win-win!

Fazit

Damit wir unseren Heisshunger bekämpfen können, müssen wir zuerst feststellen, zu welcher Art Hunger er gehört. Je nach dem können wir entsprechend handeln – und je nach dem braucht es dafür mehr oder weniger Einsatz von uns.

Dabei sieht der Massnahmenplan für jeden von uns anders aus.

So oder so können wir, wenn wir uns um alle vier Hungerebenen kümmern, die lästigen Heisshungerattacken ein für alle Mal in den Griff bekommen. Natürlich, Ausrutscher kann es dennoch geben. Trotzdem minimieren wir die Anzahl der Fressattacken mit diesem Plan gewaltig.

Ich hoffe, ich konnte dir mit dieser Aufstellung aufzeigen, dass du 1. nicht alleine mit Fressattacken bist. 2. Hast du jetzt damit einen Schlachtplan: Du weisst jetzt, wo das Problem liegt und kannst daran arbeiten. Ich wünsche dir von Herzen viel Erfolg!

Oder hast du Ideen oder weitere Vorschläge, wie man diesen Hungerarten begegnen kann? Strategien, Tipps und Tricks? Schreib mir einen Kommentar und hilf anderen, die auch mit Heisshunger- und Fressattacken kämpfen!

Alles Liebe,

deine Romina

Romina Scalco

Romina Scalco hat nach unzähligen fehlgeschlagenen Diäten und gesundheitlichen Problemen mit Low Carb die Lösung für sich gefunden. Seit 2013 schreibt die Bloggerin und Buchautorin auf ihrem Low Carb Blog über eine Ernährung, die ganz nach dem Bauchgefühl geht, was Abnehmen mit Glücklichsein zu tun hat, wie du glücklicher sein und wie du gesunde Gewohnheiten in deinen Alltag implementieren kannst. Ihr Motto: Es gibt nicht DIE Ernährungsform für alle. Finde Deinen persönlichen Weg.

6 Gedanken zu „Heisshunger stoppen: Wie du Heisshungerattacken den Kampf ansagst und dadurch deinen Abnehmerfolg langfristig sicherst“

  1. Hallo Romina,

    erstmal ganz herzlichen Dank für deine tollen Erklärungen und Tipps. Du schreibst für mich
    super deutlich und so, dass jeder Mensch es verstehen kann. Herzlichen Dank:)
    Ich habe da mal eine Frage an dich zu Low Carb.
    Wie kann ich essenstechnisch meinen Tag gestalten wenn:
    Montag und Dienstag Daheim
    Mittwoch 5.15 Uhr aufstehen und 6.15 Uhr zur Arbeit
    dort sitze ich bis um 15 Uhr vor dem Computer und
    bin um 16 Uhr Daheim.
    Frage: Was esse ich morgens, zwischendurch, mittags? abends? Ist Mittag und Abendessen egal welche Rezepte man nimmt?
    Momentan habe ich in der Früh : Quark,Naturjoghurt,Zimt,Obst, 1 Tl. Leinöl, 1Eßl.Flohsamen und 1 Handvoll Nüsse gemischt gegessen
    um 13 Uhr 1 grünen Smoothie getrunken und 1 Eiweißbrötchen gegessen
    Nachmittags wußte ich dann nicht ob Mittags-oder Abendrezept kochen und habe einfach durcheinander gegessen. Ich trinke viel Wasser und Chaitee.
    Könntest du mir vielleicht weiterhelfen, ob man alle 5-6 Std. essen sollte und dann was?
    Sei ganz lieb gegrüßt
    von der Stephanie aus Münster

    Antworten
    • Hallo liebe Stephanie!

      Danke dir vielmals für die Blumen – schön, dass du da bist! 🙂

      Grundsätzlich ist es so, dass maximal drei Hauptmahlzeiten besser sind, als mehrere kleine Mahlzeiten. Das liegt daran, dass wenn du abnehmen möchtest, Essenspausen wichtig sind, damit sich das Insulin wieder abbauen kann. Dadurch wird der Fettabbau überhaupt erst ermöglicht. Daher solltest du deine Mahlzeiten so gestalten, dass du ohne Probleme 4-5 Stunden ohne Essen auskommst.

      Ob du lieber mittags oder abends warm essen magst (oder beides warm) ist typsache. Probier mal beides mehrere Tage aus und achte darauf, was dir gut tut. Ich esse abends gerne warm, ist bei mir aber organisatorisch nicht anders möglich, da ich mir auf der Arbeit nichts warm machen kann. Dazu kommt, dass ich abends keine Rohkost, also keine kalten Salate vertrage. Schau mal, wie das bei dir so ist.

      Am besten klickst du dich hier und auf anderen Blogs mal durch und lässt dich von den Rezepten inspirieren. Plane die Woche vor, damit du nicht spontan entscheiden musst – das hilft mir zumindest sehr. Auf jeden Fall viel Gemüse, eine normale Portion Eiweiss (Fleisch, Fisch, Eier) und gesundes Fett dazu.

      Dir alles Liebe,
      Romina

      Antworten
  2. Danke, Romina. Ich erkenne mich in vielen Situationen wieder. Ich glaube aber auch, dass es unheimlich wichtig ist, sich wirklich Zeit für sich selbst zu nehmen, auf sich selbst zu besinnen und nicht immer im Alltagsstress treiben lassen.

    Und es ist Schwerstarbeit, sich mit diesen Themen und vor allem Gewohnheiten auseinanderzusetzen, einen anderen Weg zu finden, die Richtung zu ändern. Gravierende Änderungen im Leben bekommt man nicht geschenkt.

    LG von Laura/Gabi

    Antworten
    • Hallo Gabi / Laura ? 🙂

      Da hast du absolut Recht – ohne diese intensiven Bemühungen wird sich kaum langfristig etwas ändern. Einfach ist es leider nicht – aber dennoch machbar.

      Ganz liebe Grüsse,
      Romina

      Antworten

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