Wie Alltagssorgen deine Ziele in weite Ferne katapultieren können – oder wie du neue Routinen schaffst

Aller Anfang ist schwer. Besonders wenn man sich neue, ziemlich herausfordernde Ziele gesetzt hat.

Ich zum Beispiel hatte endlich die Schnauze voll davon, dass ich weder zu- noch abnahm. Ich befinde mich nämlich schon seit Wochen bzw. Monaten auf einem Plateau. Das ist normal, nach einer grösseren Abnahme – aber es stinkt mir trotzdem gewaltig. Ausserdem zog mein Kickboxgym ans andere Ende der Stadt, was das Training für mich verkomplizierte und den Zeitaufwand dafür natürlich ein grosses Stück steigerte. Veränderungen mussten her.

Doch wie berwerkstellige ich das alles, damit es klappt und vor allem damit ich es so durchziehen kann? Eine neue Routine zu schaffen ist verdammt harte Arbeit. Aber ein Spruch hat mich mega motiviert und den möchte ich dir natürlich nicht vorenthalten:

Your day is your week is your month is your year.

Klingt ja schön, aber was bedeutet das? Es bedeutet, dass du mit deiner Tagesroutine den Verlauf deines Jahres bestimmst. Dein Tag wird zu deiner Woche, deine Woche wird zu deinem Monat und dein Monat wird zu deinem Jahr. Fokussierst du dich also auf die Gestaltung deines Tages, gestaltest du dein ganzes Jahr mit.

So einfach ist das. Gut, irgendwo habe ich gelesen, dass man die neue Tagesroutine mindestens 2 Wochen durchziehen muss, bis sich tatsächlich wieder eine Routine bildet und einstellt. Zwei Wochen schaffe ich. Doch wie sollte meine neue Routine aussehen, damit ich all meine Ziele und meinen Alltag unter einen Hut bringen kann?

Mein Vorgehen

Ich erstellte mir einen Wochenplan. Zuerst schrieb ich alle Ämtli (Aufgaben) auf, fixe Zeiten und neue To Do’s, die ich in meinen neuen Alltag einbauen wollte. Dann fing ich an zu sortieren, zu priorisieren: Was ist ein MUSS, was davon sollte ich tun bzw. kann im Notfall verschoben werden?

Hier meine Must Haves:

  1. Ich will jeden Tag trainieren (unter der Woche).
  2. Ich will jeden Tag meditieren.
  3. Ich will genügend Zeit für meinen Blog haben (genügend entspricht der Zeit die ich für den Blog erstellten Ziele und To Do’s benötige).
  4. Ich will am Wochenende mehr Zeit für Dinge haben, die mir Spass machen.
  5. Ich will die Abende produktiver nutzen.

Ich bin es nämlich leid, nach der Arbeit nach Hause zu kommen und eigentlich wollte ich ja noch Sport machen, aber die Wohnung sieht schrecklich aus, ich sollte unbedingt wieder einmal putzen und aufräumen und das Altglas muss entsorgt werden… ABER das Sofa ist so bequem…

ICH HASSE DAS. Ich habe also sortiert und priorisiert. Und mein neuer Tages- bzw. Wochenablauf sah ab sofort so aus:

Wochenplan

Neue Routine: check!

So. Entsprechend all meinen Zielen und Vorstellungen habe ich mir eine neue Tagesroutine aufgestellt, worin die wichtigen Ziele enthalten sind. Jeden Tag versteht sich. Der Rest wurde auf die Wochentage in meine Freizeit verteilt.

So läuft mein Tag ab: Aufstehen um viertel vor sechs. Anziehen, ins Training gehen. Nach Hause kommen, umziehen, parat machen für die Arbeit. Den Morgen über arbeiten. Dann Mittagspause einlegen. Wenn genügend Zeit bleibt, einen Power Nap einschieben (seeehr empfehlenswert!). Dann am Nachmittag weiterarbeiten. Direkt nach der Arbeit kurz meditieren und den nächsten Tag planen. Kochen und zu Abend essen. Dann, je nach Wochentag, wird die freie Zeit anders genutzt. Auf jeden Fall geht’s früh ins Bett. Da lese ich entweder, um meiner Bookchallenge gerecht zu werden oder quatsche mit meinem Freund über den Tag, damit er bei all den Programmpunkten nicht zu kurz kommt.

Dank meines neuen Wochenplans habe ich es endlich geschafft, fünfmal pro Woche ins Training zu gehen – ich habe nämlich festgestellt, dass ich abends einfach nicht mehr über die dafür benötigte Disziplin bzw. Entscheidungsenergie verfüge… Den Sport auf den Morgen zu legen, war die beste Idee, die ich dieses Jahr (bis jetzt) hatte!

Und ich nehme im Moment zwar noch immer nicht ab, obwohl ich das jetzt seit drei Monaten durchziehe, aber ich spüre und sehe die Veränderung an meinem Körper. Ich kriege Muskeln, die Schlüsselbeinknochen treten langsam hervor, ich sehe Adern wo vorher keine waren. Ich habe sogar etwas zugenommen. Aber die Kleider passen mir immernoch genau gleich.

Und dann kommt wieder das Leben dazwischen

Nach all dem Aufwand, den ich betrieben habe, um meinen Alltag meinen Zielen zu unterwerfen, kam natürlich wieder das Leben dazwischen. Musste ja so kommen – wäre ja zu schön gewesen, um wahr zu sein.

In meinem Job lief es alles andere als rund und ich möchte jetzt hier auch gar nicht zu tief ins Detail gehen – auf jeden Fall hatte sich die Lage für mich so verschlechtert, dass ich mir einen neuen Job suchen musste. Und eines kann ich bestätigen: Existenzängste sind die schlimmsten Ängste überhaupt und ich hatte einige schlaflose Nächte deswegen. Aber schon nach kurzer Zeit konnte ich mein Jobproblem Gott sei Dank lösen.

Nach meiner Feierlaune und Erleichterung kam mir aber ziemlich bald ein Gedanke: Kann ich meine neue Routine auch mit dem neuen Job beibehalten? Ich musste nämlich wieder anfangen zu pendeln (ich hatte vorher das Glück, von zu Hause aus arbeiten zu können) und da die Zugverbindungen relativ schlecht sind, unterwarf mich das einem relativ straffen Zeitplan.

Ich musste mir nochmals überlegen, wie wichtig mir meine Ziele sind und was die Konsequenzen meines neuen Jobs auf meinen Tagesablauf waren: Eine Stunde früher aufstehen, eine Stunde weniger Freizeit und eine Stunde früher ins Bett.

Ich hatte inzwischen so sehr von meinem Tagesablauf profitiert, ich fühlte mich grossartig und war produktiver als je zuvor, ich war so zufrieden damit, wie optimal er auf mich und meine Wünsche und Ziele zugeschnitten ist, dass ich nicht bereit war, ihn aufzugeben. Ich würde auf keinen Fall in meinen alten Trott zurückfallen, koste es was es wolle.

Was hat sich aber an meinem Tagesablauf geändert?

Ich stehe nun um 04.45 Uhr (!!!) auf, also eine Stunde früher. Ausserdem musste ich das Mittagsschläfchen streichen und abends habe ich dadurch weniger Freizeit. Aber das ist in Ordnung so. Denn ansonsten würde ich meine Ziele nie erreichen. Unter diesen Umständen war und bin ich gerne bereit, dieses Opfer zu bringen.

Warum sich einem solchen straffen Zeitplan unterwerfen?

Du wirst meinen Tages- bzw. Wochenablauf vielleicht als krass, einengend und extrem straff empfinden. Ich aber sehe das anders. Dank meinem neuen Rythmus habe ich viel mehr Zeit für das, was mir wichtig ist. Ich trödle weniger, ich sitze viel weniger nichtstuend auf der Couch rum. Wenn ich auf der Couch sitze und Serien kucke oder so, dann ganz bewusst. Dann geniesse ich es richtig. Man könnte fast sagen, ich zelebriere es ;-).

Alles, was mir wichtig ist, hat seinen Platz in meinem Tag. Jeden Tag entscheide ich mich bewusst dafür. Ausserdem habe ich eine unglaubliche Freude, dass ich es endlich geschafft habe, 5 Trainingseinheiten in die Woche zu packen (Wochenende ausgenommen). Das ist grossartig! Das habe ich noch nie hingekriegt. Naja, vielleicht ein, zwei oder sogar mal drei Wochen lang. Aber länger hab ich es nie gepackt. Und jetzt ziehe ich das so schon drei Monate lang durch.

Ich bin fokussierter, produktiver, ruhiger und zufriedener denn je. Weil ich ganz genau weiss, wofür ich meine Zeit verbrauche und dass ich jeden einzelnen Tag, den ich so durchziehe, meinen Zielen näher komme. Und das beste Gefühl überhaupt ist nach dem Training unter der heissen Dusche zu stehen und zu wissen, das der ganze Tag noch vor mir liegt.

Und ich bereits eines meiner wichtigsten Tagesziele erreicht habe. Absolut GROSSARTIG!

Das heisst nicht, dass ich jeden Tag von morgens bis abends strahlend glücklich bin. Aber es heisst, dass mich schlechte Nachrichten oder schlechte Tage nicht mehr so schnell und so fest aus der Bahn werfen wie vorher. Und ich weiss jetzt, dass ich eine Langstreckenläuferin bin. Und nicht nur das – ich weiss auch, wofür ich laufe.

Soll heissen: Wenn du ein Ziel hast und du etwas aus ganzem Herzen willst, dann musst du auch bereit sein, etwas dafür zu geben. Einsatz, Zeit, Leidenschaft und Energie.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und ich habe mir meinen Weg in Etappen vor meine Füsse gelegt.

Zusammenfassung & Prozess

Wenn du auch das Gefühl hast, dass du dich abstrampelst und trotzdem nicht deinen Zielen näher kommst, dann fasse ich dir alle Schritte nochmals zusammen:

  1. Was willst du erreichen? Was sind deine Ziele?
  2. Wie erreichst du diese Ziele? Versuch, Massnahmen abzuleiten, die du machen musst, um deinem Ziel näher zu kommen (Beispiel Abnehmen: Ich muss gut essen und Sport machen – bedeutet für mich: 1x pro Woche Mahlzeiten planen, Einkäufe einplanen, Trainings einplanen. Wichtig: „Gesund essen“ genügt nicht als Massnahme. Sei so konkret wie möglich und schreib es so, dass du es sofort erledigen könntest, ohne darüber nachzudenken.)
  3. Wie viel Zeit brauchst du für die geplanten Massnahmen? Wie viel Zeit möchtest du pro Tag in deine Ziele investieren?
  4. Was musst du dafür aufgeben? Schreib ganz genau deinen aktuellen Tagesablauf auf, so wie er jetzt ist. Du wirst überrascht sein, wieviel Zeit du mit Nichtstun verschwendest. Aber du musst bereit sein, TV, Playstation und Internet zu kürzen, um Zeit für deine Ziele zu schaffen.
  5. Plane deinen neuen Tagesablauf und setze die neuen Massnahmen ein und ersetze die alten Zeitfresser.
  6. Schau dir deinen Plan nochmals genau an: Hast du genügend Zeit für Kochen, Putzen, Einkaufen etc. eingeplant? Nichts vergessen?
  7. Dann kannst du dir jetzt deinen neuen Wochenplan aufschreiben oder zeichnen oder designen. Ich habe dafür diesen Kalender als Vorlage benutzt.
  8. Halte dich an deinen neuen Tagesablauf!
  9. Und nicht vergessen: Your day is your week is your month is your year!

Planst du noch oder erreichst du schon? 😉

Hast du noch weitere Ideen oder Vorschläge, wie man Routinen neu gestalten kann? Schreib einfach einen Kommentar 🙂

Alles Liebe,

Deine Romina

Quellenhinweis: Flickr Creative Commons Image via Live Life Happy

Romina Scalco

Romina Scalco hat nach unzähligen fehlgeschlagenen Diäten und gesundheitlichen Problemen mit Low Carb die Lösung für sich gefunden. Seit 2013 schreibt die Bloggerin und Buchautorin auf ihrem Low Carb Blog über eine Ernährung, die ganz nach dem Bauchgefühl geht, was Abnehmen mit Glücklichsein zu tun hat, wie du glücklicher sein und wie du gesunde Gewohnheiten in deinen Alltag implementieren kannst. Ihr Motto: Es gibt nicht DIE Ernährungsform für alle. Finde Deinen persönlichen Weg.

Schreibe einen Kommentar

Benachrichtigung bei neuen Kommentaren (wenn du eine E-Mail erhalten willst, sobald ich dir geantwortet habe):