Warum Frauen mit 50+ mit der Gewichtsabnahme kämpfen – und warum dich das auch als 25-Jährige betreffen kann

Im Leben einer Frau verändert sich die hormonelle Situation mehrmals gravierend. Das fängt bereits mit der Pubertät und der damit verbundenen Geschlechtsreife an. Plötzlich nehmen wir zu und können nicht mehr alles essen, was wir wollen. Der Stoffwechsel ändert sich.

Die nächste hormonelle Achterbahnfahrt folgt dann mit der Schwangerschaft. Wir haben unsere „Mami-Kilos“ und werden sie einfach nicht mehr los.

Und schliesslich kommen wir in die Menopause, was wiederum unsere Hormonwelt kräftig ins Wanken bringt. Natürlich sind davon auch schon jüngere Frauen ab 35 betroffen und leiden nicht nur unter einer Gewichtszunahme, sondern mit sämtlichen Nebenwirkungen, die diese Umstellung mit sich bringt.

Der Körper verändert sich und reagiert nicht mehr wie vorher

Die Folge davon kennen die meisten von uns: Eine Gewichtszunahme und die schier unmögliche Abnahme der Kilos, die wir von der hormonellen Umstellung mitgenommen haben.

Diese hormonellen Umstellungen haben einen enormen Einfluss auf unseren Körper und damit auch auf unseren Stoffwechsel und auf unser Gewicht. Je nach Situation bedeutet das nämlich einen deutlichen Anstieg oder Abfall von Östrogen oder Progesteron in unserem Körper. Doch diese Umstellungsphasen können auch künstlich herbeigeführt werden, zum Beispiel im Rahmen einer Hormontherapie (z.B. bei der Behandlung von Endometriose).

Hormonelles Ungleichgewicht bedeutet Stress

Dadurch entsteht ein deutliches hormonelles Ungleichgewicht, mit dem der Körper zu kämpfen hat und demzufolge eine starke Stresssituation. Dabei entwickeln wir bei diesen wichtigen Umstellungen eine verstärkte Insulinresistenz.

Bei Stress – egal ob von innen oder von aussen – ist der Körper im Alarmzustand. Cortisol wird ausgeschüttet, der Blutzuckerspiegel schiesst in die Höhe, mehr Insulin wird produziert, um der Situation Herr zu werden. Insulin wiederum verhindert den Fettabbau. Daher reagieren wir in Stresssituationen mit einer erhöhten Insulinresistenz.

Fokussieren wir uns auf das, was wir beeinflussen können

Gib mir die Gelassenheit

 

Einen Teil der Stressfaktoren, wie eine hormonelle Umstellung, können wir nicht beeinflussen. Aber wir können unsere Ernährung beeinflussen. Es ist nämlich unsere Entscheidung, ob wir mit unserer Ernährung unseren Körper und unsere Gesundheit unterstützen wollen oder in Form von zu vielen Kohlenhydraten noch mehr Stress verursachen wollen.

Denn Kohlenhydrate bedeuten für unseren Körper nur eins: Stress. Sie lassen den Blutzuckerspiegel Achterbahn fahren, was für uns gefährlich ist. Unser Körper muss sich dann allein um die Regulierung des Blutzuckers kümmern, um die für uns gefährliche Situation zu entschärfen.

Wenn der Körper mit solchen Aufgaben beschäftigt ist, hat er absolut keine Kraft oder Ressourcen zur Verfügung, auch noch das überschüssige Fett abzubauen. Warum sollte er? Gewicht reduzieren erlaubt er nur, wenn die Situation für uns gut und ungefährlich ist.

Daher sollten wir uns auf das fokussieren, das wir tatsächlich auch positiv beeinflussen können und unserem Körper die „Umgebung“ zu geben, bei der er einen Fettabbau zulässt.

 

Konkret heisst das folgendes:

  • Kohlenhydrate reduzieren und damit eine Low Carb oder LCHF-Ernährungsform verfolgen. Dabei müssen wir beachten, dass wir während einer Umstellungsphase oder solange wir eine Hormontherapie durchführen, wir viel sensibler auf Kohlenhydrate reagieren, als vorher oder nachher. Das heisst, wir müssen noch genauer auf unseren Körper hören und vielleicht sehr streng auf unsere Ernährung achten, damit wir unser Gewicht überhaupt halten, geschweige denn abnehmen können.
  • Sport treiben. Schon ab einem Alter von 20 Jahren fangen wir an, Muskelmasse abzubauen. Muskeln erhöhen aber unseren Grundumsatz und formen unseren Körper. Wir sollten daher Sportarten priorisieren, die auch einen Muskelaufbau mit sich bringen. Yoga und Pilates sind dabei etwas sanftere Möglichkeiten und absolut empfehlenswert. Grundsätzlich gilt aber immer: Sport soll Spass machen. Ausserdem hat Sport auch einen nicht zu unterschätzenden psychischen Effekt. In einer solch anstrengenden und frustrierenden Phase ist der psychische Ausgleich besonders wichtig.
  • Entspannen und Stress reduzieren. Wir sollten unbedingt versuchen, äussere Stressfaktoren so gut es geht zu minimieren und gezielt zu entspannen. Bauen wir also gezielte Aktivitäten in unseren Alltag ein, die uns gut tun und helfen, abzuschalten.  Planen wir regelmässig Entspannung ein, mit einem schönen Schaumbad, Massagen, kosmetische Behandlungen, aber auch Dinge wie Meditation, Atemtechniken oder Dankbarkeitsübungen.
  • Genügend erholsamer Schlaf. Wir sollten ALLES daran setzen, dass wir gut schlafen. Schlechter oder zu wenig Schlaf hat enorme Auswirkungen auf unseren Hormonhaushalt und verschärft die Stresssituation in unserem Körper stark. Er verursacht mehr Appetit und sorgt dafür, dass wir weniger schnell satt sind. Wie wir unseren Schlaf verbessern können und welche Auswirkungen ein schlechter Schlaf sonst noch auf unsere Abnehmbemühungen hat, erfährst du hier.
  • Geduld haben und Erwartungen anpassen. Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie besonders schwierig dieser Punkt ist. Aber die meisten geben auf, weil sie falsche Erwartungen haben. Wir müssen versuchen, unseren Körper so zu akzeptieren, wie er jetzt ist. Er reagiert nicht mehr wie früher und das gilt auch für die Fähigkeit, abzunehmen.  Wir sind vielleicht nicht mehr zwanzig, wir sind nicht mehr so schlank und unser Körper verändert sich. Doch das ist in Ordnung. Setzen wir unseren Fokus nicht auf die Waage, sondern auf unsere Gesundheit! Wenn wir gesund sind und wir unser Hormongleichgewicht wieder etwas normalisieren können, wird auch die Abnahme wieder einfacher.

 

Medikamente, besonders Hormone, sind unser Gegenspieler

Besonders verschreibungspflichtige Medikamente wie Hormone spielen dem herrschenden Ungleichgewicht natürlich besonders in die Hände. Je gesünder und entspannter wir sind, desto eher schaffen wir es, Medikamente abzusetzen, welche unserer Abnahme völlig im Wege stehen.

Wenn wir die Punkte von oben umsetzen und weniger Medikamente zu uns nehmen müssen, schaffen wir die Voraussetzung, die unser Körper braucht, um die Fettdepots endlich freizugeben.

Setzen wir den richtigen Fokus!

Unser Ziel sollte demnach nicht eine möglichst rasche Gewichtsabnahme sein – das ist in einer hormonellen Umstellungsphase schlicht unrealistisch. Unser Ziel sollte die Aufrechterhaltung unserer Gesundheit sein und die Gewichtszunahme während der Umstellung so gering wie möglich zu halten.

Warum kann das auch jüngere Frauen betreffen?

An alle Frauen, die nicht schwanger und nicht in der Umänderung sind, sondern eine Hormontherapie durchlaufen: Ich weiss ganz genau, wie ihr euch fühlt. Ihr müsst euch bewusst werden, dass selbst wenn ihr erst 25 Jahre alt seid, ihr euch auf keinen Fall mit einer gleichaltrigen, gesunden Frau vergleichen dürft.

Wenn ihr einen realistischen Vergleich ziehen wollt, vergleicht euch mit einer 45 – 50-jährigen Frau, die sich aktuell in der Menopause befindet und somit mitten in der Umstellungsphase ist. Schliesslich befindet ihr euch hormonell in einer sehr ähnlichen oder sogar in der exakt gleichen Situation!

Es ist hart und frustrierend sich so zu sehen, aber es gibt einen realistischeren Blick, was die Abnahmemöglichkeiten betrifft.

Die Abnahme ist um einiges schwieriger, der Körper reagiert empfindlicher und ihr müsst viel strenger und disziplinierter sein, um das Gewicht auch nur halten zu können. Ich weiss wovon ich spreche – ich muss, seit ich 15 bin, Hormone gegen meine Endometriose nehmen.

Bleib am Ball

Gib daher nicht auf, weil die Abnahme stockt oder nicht so schnell verläuft, wie du es dir vorstellst. Versteife dich nicht auf die Zahl auf der Waage, sondern vor allem auf deine Gesundheit. Seit ich Low Carb bzw. LCHF lebe, habe ich nämlich ein riesiges Stück Lebensqualität zurückgewonnen. Das Gewicht stagniert oder geht langsam nach unten. Und das seit Jahren. Aber ich bleibe dran. Denn ich kann die Erfolge sehen – auch wenn ich sie am liebsten um ein Vielfaches schneller hätte.

Aber unser Körper ist nunmal keine Maschine und die Hormone, die alles in uns regeln, äusserst komplex.

Ich bin überzeugt, dass wenn du dran bleibst, dass auch du früher oder später Erfolge sehen wirst. Vielleicht musst du dich stärker mit deiner Kohlenhydrat-Schwelle auseinandersetzen als viele andere, aber es gibt Wege und Mittel, doch noch ans Ziel zu kommen. Die wichtigsten davon sind die richtige Ernährung und viel Geduld und Verständnis für dich selbst.

 

 

Bei dietdoctor.com gibt es ein äusserst spannendes Interview zu diesem Thema.

 

Ich werde auf jeden Fall noch weiter zu diesem Thema recherchieren.

Wie geht es dir damit? In welcher Phase steckst du gerade? Und wie gehst du damit um?

Lass es mich wissen und schreib, wenn du gezielte Fragen durch mich beantworten haben möchtest, ich recherchiere gerne weiter für dich!

Romina Scalco

Romina Scalco hat nach unzähligen fehlgeschlagenen Diäten und gesundheitlichen Problemen mit Low Carb die Lösung für sich gefunden. Seit 2013 schreibt die Bloggerin und Buchautorin auf ihrem Low Carb Blog über eine Ernährung, die ganz nach dem Bauchgefühl geht, was Abnehmen mit Glücklichsein zu tun hat, wie du glücklicher sein und wie du gesunde Gewohnheiten in deinen Alltag implementieren kannst. Ihr Motto: Es gibt nicht DIE Ernährungsform für alle. Finde Deinen persönlichen Weg.

6 Gedanken zu „Warum Frauen mit 50+ mit der Gewichtsabnahme kämpfen – und warum dich das auch als 25-Jährige betreffen kann“

  1. der Artikel ist super. viele machen sich doch gar keinen Kopf was das Essen und Trinken angeht, und merken dabei gar nicht welchen Raubau sie mit ihren Körper betreiben. Eine gute Ernährungsberatung kann da Wunder bewirken. Leider dauert es bei den meisten viel zu lange, bis sie entscheiden, es muß sich etwas ändern. Danke noch mal für den Bericht

    Antworten
  2. Hi Romina,

    ich bin im August 50J. geworden. Aktuell bin ich noch nicht in der Menopause und habe daher noch keine Probleme mit meinen Hormonen. Du hast ganz recht, man kann nicht alles beeinflussen, aber dennoch eine ganze Menge. Ernährung, Sport und Schlaf, sowie Stressvermeidung, haben extreme Auswirkungen, auf unseren Körper. Auch der mentale Faktor hat eine wichtige Rolle, an dem Wohlbefinden insgesamt.

    Ich habe zusammen mit meinem Partner einen Blog zum Thema Abnehmen, würde mich über Deinen Besuch sehr freuen.

    Liebe Grüße

    Michael

    Antworten
  3. Hallo Romina,

    das ist ein wunderbarer Artikel und ein so wichtiges Thema, das viele nicht auf dem Schirm haben. Vor allem das Stress-Thema ist so unglaublich wichtig, denn Veränderung und Dinge, die wir nicht sofort verstehen, machen uns Stress. Ich habe heute morgen einen Artikel gelesen von jmnd. (weiß leider nicht mehr wo), der mit Low Carb erstmal an Gewicht zugenommen hat und trotzdem an Bauchumfang verloren hat. Die Parameter und Variablen sind so vielfältig und das Gewicht auf der Waage ist wirklich nicht alles, auch wenn wir sehr darunter leiden nicht mehr so viel wie mit 15 zu wiegen. Letztlich sind wir auf Zellebene aller 7 Jahre ein neuer Mensch und der hat ganz sicher auch andere Bedürfnisse und Maßstäbe…

    Ich bin gespannt, was du zu dem Thema noch findest. Sehr interressant!

    Liebe Grüße in die Berge,

    Nadja

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    • Hallo Nadja,

      danke dir vielmals! Es ist äusserst spannend, warum und inwiefern wir auf die Ernährung reagieren – zum Guten wie zum Schlechten. Und was Stress und Hormone bei uns bewirken. Bin auch gespannt, was ich darüber noch herausfinden werde. Ich bleibe auf jeden Fall am Thema dran!

      Liebe Grüsse
      Romina

      Antworten

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